[Articles] Zur Bedeutung und Umsetzung von Interdisziplinarität im Organisationskontext der schweizerischen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB)

Evelyne Thönnissen Chase, Julia Emprechtinger

Der Begriff der Interdisziplinarität fand über eine wenig formalisierte Leitidee auf Bundesebene Eingang in die 2013 neu geschaffenen KESB. In der politischen Debatte standen strukturelle Fragen der (inter-)disziplinären Besetzung und die Organisationsform im Vordergrund. Die Umsetzung der Interdiszipli- narität erfuhr in den verschiedenen Kantonen und Regionen jedoch unterschiedliche Konturierungen je nach gewählter organisationaler Rahmung, der Anordnung der Disziplinen im Spruchkörper wie auch der konkreten Fallbearbeitung bis hin zum interdisziplinär gefassten Entscheid der Behörde. Dieser Artikel zeigt auf, dass eine interdisziplinär besetzte Behörde nicht ein Qualitätsmerkmal an sich darstellt. Es müssen auf strategischer, struktureller und kultureller Ebene der Behörde Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche interprofessionelle Zusammenarbeit innerhalb der Behörde ermöglichen, begünstigen und sicherstellen.

Schlüsselwörter: Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, Interdisziplinarität, Organisation, Profession, interprofessionelle Zusammenarbeit

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[Articles] Organisational eingelassene Professionalitätsansprüche: ein Plädoyer für theoretisch fundierte Einrichtungs- bzw. Angebotskonzepte

Bettina Brüschweiler & Matthias Weber

Der Artikel nimmt sich der (Weiter-)Entwicklung von Konzepten in Organisationen der Sozialen Arbeit und deren Potential für die Entwicklung und Gewährleistung von Professionalitätsansprüchen für sozialarbeiterische Praxen an. Hierfür soll der im Fachdiskurs vielfach thematisierte Widerspruch organisationaler und professioneller Ansprüche Sozialer Arbeit mit einem spezifischen Verständnis der Organisation sozialer Angebote überbrückt, und im Weiteren den Einrichtungs- bzw. Angebotskonzepten eine wichtige Rolle im Sinne einer Ermöglichungs- und Sicherungsinstanz von Professionalität zugeschrieben werden. Der im Text hergeleitete Anspruch an Einrichtungs- und Angebotskonzepte soll seine Wirkung vor allem nach innen entfalten und spezifische Professionalitätsansprüche in die Kultur der jeweiligen Organisationen einschreiben und darüber den handelnden Fachkräften eine konzeptionelle Fundierung der Einzelfallarbeit anbieten. Mit dem Text soll zum einen ein Beitrag zum Fachdiskurs zum Verhältnis von Professionalität und Organisation Sozialer Arbeit, aber auch eine Anregung für die mit Konzeptionierung von Angeboten befassten Kolleg*innen der Praxis vorgelegt werden.

Schlüsselwörter: Organisation Sozialer Arbeit, Professionalität, Konzeptentwicklung, fachliche Widerständigkeit, Einrichtungs- und Angebotskonzepte

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[Articles] L’agentivité sexuelle au prisme du genre et de la migration : le cas des jeunes issu·e·s de la migration subsaharienne en Suisse

Laura Mellini, Francesca Poglia Mileti

Cet article, fondé sur les résultats d’une enquête qualitative menée auprès de jeunes issu·e·s de la migration subsaharienne vivant en Suisse, montre que les trajectoires, les représentations et les pratiques sexuelles ne peuvent pas être comprises en dehors des enjeux identitaires liés aux rapports interethniques. Face à une pluralité de normes sexuelles et de références culturelles, religieuses ou morales portées en présence dans des milieux sociaux différents (famille, communauté migrante, groupes de pairs, école, etc.), les jeunes font preuve d’agentivité sexuelle. Cette dernière varie en fonction du genre et de la migration.

Mots-clés : agentivité sexuelle, migration subsaharienne, normes sexuelles, rapports interethniques, socialisation sexuelle

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[Articles] Postures professionnelles concernant les trans­actions sexuelles impliquant des jeunes : entre souci de (sur)protection et accompagnement de la socialisation sexuelle

Myrian Carbajal & Annamaria Colombo

À partir des données récoltées dans le cadre d’une recherche sur les transactions sexuelles impliquant des jeunes, cet article s’intéresse aux postures des professionnel·le·s du travail social et de la santé face à ces pratiques. Il met en lumière différentes représentations de la place donnée à l’éducation sexuelle, entendue comme toute forme d’intervention liée à la sexualité. Entre postures de protection et d’accompagnement, peu sont celles et ceux en travail social qui se sentent légitimes d’aborder les questions d’éducation sexuelle au sein de leur travail socio-éducatif. Or, les jeunes en sont demandeuses et demandeurs. Il en découle l’importance d’offrir à ces professionnel·le·s des formations appropriées afin de mieux intégrer l’éducation sexuelle plus spécifiquement dans le travail social auprès des jeunes.

Motsclés : travail social, éducation sexuelle, jeunes, sexualité, santé sexuelle

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[Articles] Zur Reproduktion von Differenz im Kontext von Internationalisierungsprozessen an Fachhochschulen

Susanne Burren, Maritza Le Breton, Celestina Porta, Martin Böhnel

Der Beitrag beleuchtet institutionelle Bestrebungen zur Internationalisierung an Fachhochschulen und setzt diese in Bezug zu Erfahrungen migrantischer Studierender. Die Studie zu den Fachbereichen Soziale Arbeit, Pädagogik, Technik und IT sowie Wirtschaft zeigt, dass im Rahmen aktueller Programmatiken der Internationalisierung binäre Zuordnungen von «Eigen- und Fremdkultur» wirksam werden. Ähnliche Ein- und Ausgrenzungen manifestieren sich auch in Zuschreibungsprozessen, mit denen sich migrantische Studierende an den Hochschulen konfrontiert sehen. Unter dem Leitkonzept von Internationalisierung würden sich Möglichkeiten bieten, kulturalistische und andere essentialisierende Reproduktionsmuster von Differenz kritisch zu beleuchten. Jedoch lassen sich im Rahmen der Studie wenig Ansätze in diese Richtung erkennen.

Schlüsselwörter: Internationalisierung, Migrantische Studierende, Ungleichheits- und Differenzverhältnisse, Fachhochschulforschung

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[Articles] Freiheitsbeschränkende Massnahmen im Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen von Erwachsenen mit kognitiven Beeinträchtigungen

Eva Büschi, Manuela Schicka, Stefania Calabrese, Benedikt Hassler & Natalie Zambrino

Eine Befragung von 172 Leitenden von Institutionen für Erwachsene mit kognitiven Beeinträchtigungen der Schweiz ergab, dass im Umgang mit Menschen, die herausfordernde Verhaltensweisen (HEVE) zeigen, häufig freiheitsbeschränkende Massnahmen (FBM) eingesetzt werden. Rund 80 Prozent der Leitungspersonen gaben an, dass in ihren Einrichtungen in Eskalationssituationen FBM angewendet werden. Am häufigsten werden das Separieren im privaten Zimmer, die Abgabe sedierender Medikamente, das Festhalten oder andere körperliche Interventionen sowie das Separieren in einem anderen Raum praktiziert. Auch agogische Massnahmen wie Begleitung aus dem Raum, Wechsel der Begleitperson und das Anbieten von Rückzugs-, Bewegungs- oder Entspannungsmöglichkeiten nennen die Institutionsleitenden in Bezug auf den Umgang mit HEVE.

Schlüsselwörter: Kognitive Beeinträchtigung, FBM, Sachbeschädigung, Aggression, herausfordernde Verhaltensweise, Behinderung, Gewalt, Heim.

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[Articles] Unterbringung und Betreuung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in der Schweiz aus Sicht von Fachpersonen

Peter Rieker, Ellen Höhne, Rebecca Mörgen

Die Unterbringung und Betreuung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter stellt die zuständigen Institutionen und Fachkräfte in der Schweiz vor grosse Herausforderungen, u. a. weil es an einer systematischen Sammlung und Auswertung von Erfahrungen und Wissen zur Arbeit mit dieser Zielgruppe fehlt. Im vorliegenden Beitrag werden auf der Grundlage einer Befragung von Expert*innen die Erfahrungen und Einschätzungen von Fachpersonen, die mit dieser Zielgruppe arbeiten, vorgestellt. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit diese Fachpersonen sich auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien beziehen.

Schlüsselwörter: UMA (unbegleitete minderjährige Asylsuchende), Unterbringung, Be­treuung, Fachpersonen

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[Articles] Interventions de travailleuses et travailleurs sociaux médiateurs dans le champ familial. Pour quelles tensions et opportunités ?

Karine Darbellay

Appréhendée selon une approche métier, la médiation se distingue du travail social par son indépendance institutionnelle ; mais si elle est considérée comme une attitude de tout·e intervenant·e social·e, elle prend sens dans toute pratique des métiers du social. Dans notre étude, nous avons choisi d’interviewer des professionnel·le·s qui endossaient cette «double casquette» exerçant dans le champ particulier de la famille afin d’interroger les frontières professionnelles entre médiation et travail social. Nous avons mis en exergue comment les professionnel·le·s passent d’un cadre de référence à l’autre lors de situations en médiation perçues comme bloquées. Ce passage nous a permis de discuter de la pertinence de la distinction de ces deux professions dans le domaine familial.

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[Articles] Selbsthilfegruppen zu sozialen Themen und Angehörigenselbsthilfegruppen in der Schweiz – ungenutzte Potentiale für die Soziale Arbeit.

Fabian Berger & Lucia M. Lanfranconi

In der Schweiz existieren neben gesundheitlich orientierten Selbsthilfegruppen zahlreiche Selbsthilfegruppen zu sozialen Themen und für Angehörige. Letztere widmen sich der Bewältigung von psychosozialen Belastungen, die etwa durch die Erkrankung einer Person im näheren Umfeld entstehen. Soziale Selbsthilfegruppen befassen sich mit sozialen Themen wie etwa einer Lebenskrise. Der vorliegende Beitrag beleuchtet erstmals Selbsthilfegruppen ausserhalb des gesundheitlichen Kontextes, zeigt auf, welchen subjektiven Nutzen Selbsthilfeteilnehmende erleben und diskutiert deren Potential für die Soziale Arbeit.

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