[Articles] Zur Transformation des Sozialen: Luzerner Erklärung. Transformation du social: DéclarationdeLucerne.

In der Präambel der Schweizer Verfassung wird die Wohlfahrt des gesamten Volkes, ein universaler Gedanke aller Demokratien, als konstitutive Grundlage des Staates ins Zentrum gesetzt. Aktuell wird ihr gesellschaftlicher Auftrag jedoch durch dominierende Argumentationsfiguren in Frage gestellt. Die Art und Weise, wie über «Missbrauch» sozialer Dienstleistungen, über nicht kooperierende Sozialhilfeempfänger/innen, über Jugendgewalt, schwierige Kinder und Jugendliche oder über nicht integrationswillige Ausländer/innen, die in Parallelgesellschaften leben, geredet wird, stellen die in der Präambel der Schweizer Verfassung verankerten Grundwerte gesellschaftlicher Wohlfahrt in Frage. Denn die Lösungen, die als Teil dieser Argumentationsfiguren angeboten werden, wie Abschieben, Verwahren, Ausgrenzen, Disziplinieren, Verschärfung des Rechts, Kürzung der Leistungen, haben nicht mehr das Wohl der Schwachen im Auge.

Dans le préambule de la Constitution fédérale, le bien-être du peuple tout entier (une préoccupation universelle de toute démocratie) est central et considéré comme un élément constitutif de l’Etat. Actuellement, son mandat social est remis en question par certaines figures dominantes ou influentes. La manière dont certains parlent d’«abus» dans les prestations sociales, de bénéficiaires de l’aide sociale réticents à coopérer, de violence des jeunes, d’enfants et de jeunes difficiles ou d’étrangères et étrangers qui vivraient dans des sociétés parallèles, met en question les valeurs fondamentales relatives au bien-être social telles qu’inscrites dans le préambule de la Constitution fédérale. Car les solutions proposées dans ces argumentations, comme expulser, interner, exclure, discipliner, durcir la législation, réduire les prestations, perdent de vue le bien-être du plus faible.

Author(s): SGSA/SSTS

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[Articles] Soziale Entstrukturierung als Mythos: Fallstricke des “individualistic turn” für die Soziale Arbeit.

Es gibt wohl wenige Äusserungen, die den aktuellen politischen Zeitgeist besser auf den Punkt bringen als die Worte der ehemaligen britischen Premierministerin (1979-1990). Und zwar aus zwei Gründen: Zum ersten verabschiedete sich Thatcher damit vom solidarischen Staatsverständnis, das im «sozialdemokratischen Jahrhundert» (Ralf Dahrendorf) in allen westlichen Ländern Fuss fasste. Zum andern propagierte die Premierministerin und glühende Verfechterin der Ideen von Friedrich von Hayek (Thatcher 1995, S. 68 f.) damit ein Gesellschaftsbild, das Individuen nicht als Element von handlungsbegrenzenden und -ermöglichenden sozialen Strukturen, sondern als Konglomerat von atomisierten, selbstverantwortlichen Individuen oder Familien begreift (vgl. auch Nollert 2005).

Author(s): Michael Nollert

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[Articles] Sozialhilfe und Gesellschaft im Umbruch.

Die Fürsorge – heute allgemein Sozialhilfe genannt – wird oft als das «letzte soziale Auffangnetz» im System der sozialen Sicherheit bezeichnet. Dieses Bild beruht auf der Vorstellung, das System der sozialen Sicherheit sei ein wohl durchdachtes und homogenes Ganzes, so angelegt, dass niemand ohne Einkommen bleibe, weil die Sozialhilfe für alle Situationen aufkomme, die nicht durch Sozialversicherungen abgedeckt sind. Die Analyse der Geschichte der sozialen Sicherheit zeigt jedoch, dass dieses Bild trügt. Die Sozialhilfe ging den Sozialversicherungen zeitlich voraus, und das zum Teil über einen beträchtlichen Zeitraum.

Author(s): Jean-Pierre Tabin, Véréna Keller, Arnaud Frauenelder, Carlo Togni

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[Articles] Deautonomisierung durch aktivierende Sozialpolitik.

Für den Umbau der sozialen Sicherungssysteme, der in Demokratien westlicher Provenienz seit den 80er Jahren stattfindet, hat sich in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussionen eine prägnante Formel etabliert: «von Weifare zu Workfare». Wörtlich genommen könnten wir die Formel so deuten, dass die Systeme sozialer Sicherung einst vor allem das Wohlergehen bedürftiger Bürger durch Absicherung im Auge hatten. Galt es, so in Deutschland, den Status einer Person bzw. eines Haushalts abzusichern oder auch eine Qualifizierung durch Weiterbildung zu fördern1, so besteht die folgenreiche Veränderung der letzten Jahre darin, Wohlfahrt stärker mit der Pflicht zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu verbinden. Workfare verpflichtet Leistungsbezieher, die erwerbsfähig sind, an der Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt mitzuwirken.

Author(s): Sascha Liebermann

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[Articles] Exklusion. Die neue soziale Frage.

Seit den 1990er Jahren gehören die Begriffe Integration und Ausschluss zum Standardvokabular der Armutsforschung. Sie deuten an, dass die Armutsfrage über den Kontostand und die materiellen Ressourcen hinaus reicht. Relationale und soziale Bezüge stehen im Vordergrund. Neue Differenzierungen erweitern die alten Klassen- und Schichtkonzepte. Ich verstehe die Integration zunächst als Geflecht sozialer Beziehungen. Sie ermöglicht, dass Individuen in ein gesellschaftliches Gefüge partizipativ einbezogen sind. Zur Integration gehört der Ausschluss. Er bezieht sich auf gegenläufige Prozesse der Loslösung (Dissoziation). Der Ausschluss gilt als soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Er erweist sich als spezifische Form der sozialen Ungleichheit. Doch damit ist die alte Armuts- und Klassenfrage keineswegs passé. Sie bleibt weiter aktuell, wie eigene Studien zur sozialen Ungleichheit und zur Sozialhilfe zeigen.

Author(s): Ueli Mäder

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[Articles] Uneinheitlich einheitlich: über die Sozialpädagogik der sozialpädagogischen Theorie.

«Die Soziologie steckt in einer Theoriekrise.» Lapidar setzt ein, was inzwischen längst als großer Theorieentwurf in der Geschichte dieser Disziplin seinen Platz gefunden hat. Die Rede ist vom Versuch Niklas Luhmanns, eine universelle Theorie der Gesellschaft aus dem systemtheoretischen Paradigma heraus zu konstituieren. Luhmann sah sich ehedem zu einer solchenBeobachtung veranlasst, weil er weder in der fragmentierten Welt der empirischen Forschung noch in dem weitgehend mit seiner eigenen Vergangenheit beschäftigten Universum der soziologischen Theorie so etwas wie eine facheinheitliche Auffassung ihres Gegenstandes entdecken konnte.

Author(s): Sascha Neumann, Philipp Sandermann

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[Articles] Motivationssemester als Angebote im Übergang von der Schule in Ausbildung und Arbeit: Wirkungen, Grenzen und künftige Entwicklungen eines Handlungsfeldes der Sozialen Arbeit

Die Berufswahl und die Suche nach einem Ausbildungsplatz gehören zu den zentralen Entwicklungsaufgaben der Jugendphase. Weit weniger als früher können und müssen Jugendliche sich heute aber an gesellschaftlich vorstrukturierten, sozial normierten und kontrollierten Lebensläufeorientieren-durch die gesellschaftliche Modernisierungund Individualisierung hat das Ausmass an Entscheidungsmöglichkeiten bei der Realisierung von Lebensentwürfen enorm zugenommen. Der Verlust traditioneller Sicherheit erhöht aber auch die Anforderungen an Reflexions- und Orientierungsfähigkeiten und birgt die Gefahr der Desintegration, wenn individuelle und soziale Bewältigungsressourcen fehlen. Die Anforderungen im Übergang sind jedoch nicht nur aufgrund gewandelter gesellschaftlicher Bedingungen gestiegen.

Author(s): Brigitte Müller, Dorothee Schaffner

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[Articles] Raum, Räumlichkeit, Raumordnungen. Warum wir aktuell so viel vom Raum reden.

Im vorliegenden Beitrag wird am Beispiel der Sozialen Arbeit der Frage nachgegangen, warum aktuell in wissenschaftlichen und politischen Diskursen, aber auch in verschiedenen Alltagskontexten so viel vom Raum gesprochen wird. Dabei wird im ersten Abschnitt die sogenannte «Rede vom Raum» als Suche nach neuen handlungsleitenden Einheiten, aber auch als Möglichkeit der Gesellschaftsgestaltung identifiziert. Diese Vorstellung baut auf dem Grundsatz der Moderne auf, in welchem (sozial)wissenschaftliches Wissen die Grundlage (fachlichen wie institutionellen)Ordnungswissens darstellt. Komplexe Zusammenhänge werden in kleine Einheiten aufgeteilt, um sie – auch in der Sozialen Arbeit – professionell bearbeitbar zu machen. Unter den aktuellen gesellschaftlichen Transformationsbedingungen geraten bisherige Räume und Räumlichkeiten in Bewegung und es werden solche haltgebenden Einheiten grundsätzlich in Frage gestellt (Abschnitt 1). Analytisch ist deshalb zu klären, welche relevanten Ordnungsdimensionen mit dieser Neuordnung des Räumlichen betont werden, und daran anschließend ist zu untersuchen, welche Grundzüge eines alternativen reflexiven Ordnungsrahmens für fachliches sozialpädagogisches Handeln skizziert werden kann. Im Anschluss an eine entsprechende analytische Rekonstruktionsskizze (Abschnitt 2) machen wir abschließend den Vorschlag eines Modells der reflexiven räumlichen Haltung als professionellen Umgang mit der rekonstruierten Neuordnung des Räumlichen. Diese kann unseres Erachtens die Grundlage einer neu zu konzipierenden Sozialraumarbeit darstellen, welche wir als Erweiterung der bisherigen, zumeist eher (politisch) un- und unterreflektierten, Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit verstehen (Abschnitt 3).

Author(s): Fabian Kessl, Christian Reutlinger

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[Articles] Die Analyse von Interaktion und Kommunikation in der Forschungs- und Berufspraxis der Sozialen Arbeit

Den Ausgangspunkt für die folgenden Überlegungen bildet eine Selbstverständlichkeit: Soziale Arbeitbeinhaltet Handeln und dieses Handeln ist auf Handlungen anderer ausgerichtet. Wir können deshalb Soziale Arbeit als Inter-Aktion, als Handeln zwischen mehreren Beteiligten, als soziales Handeln untersuchen. Dieser Ausgangspunkt und, damit verbunden, die Perspektive des involvierten Akteurs zählen zu den Grundtatsachen jener Forschungsprogramme, die soziale Tatsachen von ihrem Sinn her und damit von der kulturellen Seite her aufzuschlüsseln versuchen. Handlungstheoretische Zugänge haben den Vorteil, dass sie einen empirischen Zugang zu den Alltagswelten und zu den subjektiven Sichtweisen der Beteiligten eröffnen. Dies ist denn auch ein wichtiger Grund, der sie für die Soziale Arbeit attraktiv erscheinen lässt (vgl. von Wensierski/Jakob 1997).

Author(s): Christian Vogel

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