War Soziale Arbeit einstmals eine Innovation, so kann sie heute – mehr als 100 Jahre nach ihrer Etablierung – nicht mehr als solche gelten. Innovation im Sinne der Entwicklung von neuen Methoden, Konzepten sowie Handlungs- und Organisationsformen ist aber ein Aspekt, welcher der Profession immanent bleibt; denn die Ausrichtung der Sozialen Arbeit an den sich wandelnden sozialen Problemen impliziert wiederkehrend die Fragen, wie bereits bekannte oder neu identifizierte Handlungsprobleme im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft besser bearbeitet werden können und wie sich Wissen für die Praxis nutzen lässt. Obwohl seit einigen Jahren in der Praxis der Sozialen Arbeit zunehmend Projekte und Initiativen als innovativ bezeichnet werden, bleibt die kognitive, wissenschaftliche Basis dieses Attributs unklar. Mit Innovationen scheinen sich vage Hoffnungen auf Effizienzsteigerung zu verbinden.Um implizite Innovationsverständnisse zu rekonstruieren bzw. explizite Konzeptionen zu überprüfen und zu entwickeln, ist Innovationsforschung auch im Bereich der Sozialen Arbeit erforderlich. Aufgrund der spezifischen Strukturmerkmale Sozialer Arbeit (sozialstaatliche Verfasstheit, strukturelleKopplung an die Politik, fehlende «Kundensouveränität», Co-Produktion der Leistungen, limitierte Standardisierbarkeit usw.) kann nicht davon ausgegangen werden, dass vorliegende Innovationsstudien aus anderen Bereichen direkte Folgerungen für die Soziale Arbeit zulassen.
In diesem Beitrag wird beleuchtet, was Innovation als Forschungsgegenstand der Sozialen Arbeit ausmacht bzw. ausmachen könnte. Dazu wird die Innovationsthematik zunächst aus gesellschaftstheoretischer Perspektive problematisiert. Dann werden aus multidisziplinärer Perspektive Gegenstand und Methodologie der vorliegenden Innovationsforschung erörtert, bevor ein Zugang zur Innovationsforschung aus Perspektive der Sozialen Arbeit eröffnet wird. Anschliessend werden in knapper Form Ergebnisse der bisherigen Innovationsforschung dargestellt, insofern sie für die Soziale Arbeit hinlänglich relevant erscheinen. Überlegungen zur Bedeutung der (inter)disziplinären Perspektive für die Innovationsforschung sowie für die Soziale Arbeit beschliessen den Beitrag.
Author(s): Matthias Hüttemann, Anne Parpan-Blaser
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