[Articles] Das Familiale in Pflegefamilien

Daniela Reimer, Noëmi van Oordt und Alex Knoll (2025)

Der Beitrag analysiert und diskutiert, wie verschiedene Akteur:innen der Schweizer Pflegekinderhilfe auf «Familie» Bezug nehmen. Er stützt sich dabei auf Befunde aus Gruppendiskussionen mit Fachpersonen der Pflegekinderhilfe, Interviews mit Pflegeeltern, Pflegekindern und leiblichen Kindern sowie einer Diskursanalyse von Mediendokumenten. Drei Dimensionen der Bezugnahme auf Familie sind zentral: Familie als normativer Rahmen, als Ort von Erziehung und Sozialisation und als Raum für positive emotionale Beziehungen. In allen Dimensionen zeigen sich Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Perspektiven, welche auf Spannungsfelder verweisen: während Medien und Fachpersonen normative Vorstellungen von Pflegefamilien betonen, zeigen sich Pflegefamilien selbst diverser; die explizite Pädagogisierung in Pflegefamilien kontrastiert mit der Vorstellung impliziter Familiensozialisation; emotionale Nähe ist eine umstrittene Norm. Insgesamt balancieren Pflegefamilien zwischen der Erwartung, «einfach Familie» zu sein und professionellen Anforderungen.

Schlüsselwörter: Pflegefamilie, Erziehung, Beziehung, Familienforschung, Diskursanalyse

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[Articles] Digital Media and Children’s Well-Being in Residential Care

Marion Pomey, Michele Wang and Carina Pohl (2025)

This article analyzes data from a qualitative study that aims to investigate the well-being and vulnerability of children and adolescents in residential care. The empirical findings focus on the importance of digital media for children’s and adolescents’ well-being from their perspectives. The results highlight how smartphones enable more possibilities and the creation of digital spaces for the creation and maintenance of well-being, emphasizing social relationship as the basis for autonomy, identity, safety and agency. It also reveals the importance for vulnerability associated with digital media, including unwanted attention and harassment. The results call for a balanced approach of providing protection but still maintaining participation and thus cautioning against excessive control and punitive measures regarding digital media in residential care.

Keywords: alternative care, digitalization, well-being, vulnerability, childhood studies

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[Articles] [Dossier 2024] «Wofür steht das Kind?» Unterschiedliche Bedeutungsdimensionen und Zuschreibungen beteiligter Akteur:innen bei Inlandsadoptionen von 1922 bis 2017

Adrian Seitz, Lukas Fritz-Emmenegger, Susanne Businger, Samuel Keller und Thomas Gabriel (2024)

Die Geschichte der Fremdplatzierung von Kindern in der Schweiz zeigt, dass diese bis ins 20. Jahrhundert primär der Armutsbekämpfung diente. Das Kindeswohl wurde dabei oft vernachlässigt, was Folgen für die Betroffenen hatte. Da zur Inlandsadoption bisher wenig empirisches Wissen vorliegt, beleuchtet der Beitrag Perspektiven von Behörden, Vermittlungsstellen, Adoptierten und leiblichen Eltern. Mithilfe historischer und biografischer Zugänge sowie der Mehrebenenanalyse werden Wechselwirkungen und wirkmächtige Zuschreibungen am Kind sichtbar.

Schlüsselwörter: Inlandsadoptionen, Kindeswohl, Biografieforschung, Aktenanalyse, Mehr­ebenenanalyse

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[Articles] [Dossier 2024] Der Diskurs über die stationäre Unterbringung von Säuglingen in der Schweiz

Maren Zeller, Kathrin Amann, Bettina Grubenmann und Giacomo Müller (2024)

Der fachliche Diskurs über die stationäre Unterbringung von Säuglingen erreichte in der Schweiz in den 1950/60er-Jahren einen Höhepunkt. Im Fokus standen sowohl die damaligen Bedingungen der Unterbringung und deren Folgen (vgl. Hospitalismus) als auch daran anknüpfende Reformideen und -bemühungen. Diesem Beitrag liegt eine Studie zugrunde, deren methodischer Ausgangspunkt eine Diskursanalyse anhand historischer Quellen ist, welche dem damaligen professionellen wie fachpolitischen Diskurs zugeordnet werden können. Zentrales Ziel ist es, einerseits nationale wie regionale Spuren der Problematisierung im Diskurs über die stationäre Unterbringung von Säuglingen zu präsentieren und andererseits die Diskursivierung von Reformen herauszuarbeiten. Die Ergebnisse werden mit Blick auf die Frage nach diskursiven Wissensverschiebungen und dominanten Dispositiven erörtert.

Schlüsselwörter: Hospitalismus, Diskursanalyse, stationäre Unterbringung, Säuglinge, Heimreform

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[Articles] La délicate articulation du réseau du soutien à la parentalité de jeunes enfants dans un canton suisse

Xavier Conus (2023)

Outil majeur des politiques d’encouragement précoce, les mesures de soutien à la parentalité concernent une multiplicité d’instances, aux ancrages divers, soulevant d’importants enjeux de collaboration et de coordination. Notre recherche vise à comprendre l’articulation du réseau du soutien à la parentalité de jeunes enfants dans un canton de Suisse romande, et à en saisir les défis. Si des collaborations fructueuses existent dans la pratique, il en ressort la nécessité d’une coordination accrue des initiatives nées du terrain, par la mise en place d’un environnement institutionnel favorable.

Mots-clés : soutien à la parentalité; petite enfance; travail en réseau; collaboration; posture professionnelle.

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[Articles] Sachverhaltserforschung als Ermessensarbeit. Abklärungslogiken im Kontext von Hausbesuchen im Kindes- und Erwachsenenschutz

Markus Steffen, Martina Koch und Rahel Bühler (2023)

Der Artikel geht der Bedeutung von Hausbesuchen in kindes- und erwachsenenschutzrechtlichen Abklärungen nach. In der Studie wurden drei Regionen in der Deutschschweiz mit einem an der Grounded Theory orientierten Vorgehen untersucht. Die Analyse von Interviews mit Fachkräften, Falldossiers und teilnehmenden Beobachtungen zeigt, dass sich die Abklärungsarbeit mit Michael Lipskys Konzept der Street-Level Bureaucracy als eine Ermessensarbeit fassen lässt. Der rechtlich-organisationale Rahmen räumt den einzelnen Abklärenden hohes Ermessen in Bezug auf ihr Vorgehen ein. Der Zeitpunkt und die Art der Durchführung von Hausbesuchen variieren, insbesondere weil Abklärende versuchen, einen kooperativen Zugang in die Privatheit zu finden. Der Hausbesuch fungiert dabei als ein Blick in eine private Hinterbühne, mit dem ein gewisses Objektivitätsversprechen verknüpft wird. Gleichzeitig zeigen sich Prozeduren, die der Kontrolle einer grundlegenden Subjektivität in der Wahrnehmung der Privatheit von Bürger:innen dienen.

Schlüsselwörter: Kindesschutz, Erwachsenenschutz, Hausbesuche, Ermessen, Abklärungen

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[Reviews] Béatrice Ziegler, Gisela Hauss, Martin Lengwiler (Hrsg.) (2018). Zwischen Erinnerung und Aufarbeitung. Fürsorgerische Zwangsmassnahmen an Minderjährigen in der Schweiz im 20. Jahrhundert. Chronos Verlag.

Ulrich Leitner

Zum Buch von Béatrice Ziegler, Gisela Hauss, Martin Lengwiler (Hrsg.) (2018). Zwischen Erinnerung und Aufarbeitung. Fürsorgerische Zwangsmassnahmen an Minderjährigen in der Schweiz im 20. Jahrhundert. Zürich: Chronos Verlag.

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[Articles] Unterbringung und Betreuung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in der Schweiz aus Sicht von Fachpersonen

Peter Rieker, Ellen Höhne, Rebecca Mörgen

Die Unterbringung und Betreuung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter stellt die zuständigen Institutionen und Fachkräfte in der Schweiz vor grosse Herausforderungen, u. a. weil es an einer systematischen Sammlung und Auswertung von Erfahrungen und Wissen zur Arbeit mit dieser Zielgruppe fehlt. Im vorliegenden Beitrag werden auf der Grundlage einer Befragung von Expert*innen die Erfahrungen und Einschätzungen von Fachpersonen, die mit dieser Zielgruppe arbeiten, vorgestellt. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit diese Fachpersonen sich auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien beziehen.

Schlüsselwörter: UMA (unbegleitete minderjährige Asylsuchende), Unterbringung, Be­treuung, Fachpersonen

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[Notes] Kooperation von Wissenschaft und Praxis unter Bedingungen von Beschleunigung? Reflexionen zur dialogischen Wissensgenese im Rahmen des Projekts Wissenslandschaft Fremdplatzierung – WiF.swiss

Unter Bedingungen von Beschleunigung wird die Anforderung an Wissenschaft, Innovationen in und mit der Praxis Sozialer Arbeit zu erzeugen, (noch) stärker. Das Projekt «Wissenslandschaft Fremdplatzierung» (WiF.swiss) hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe so zu begegnen, dass die professionellen Ansprüche sowie die jungen Menschen im Fokus der Qualitätsdiskussion bleiben. Hierfür soll der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis interaktiv und somit auch durchlässiger werden. In diesem Beitrag wird diskutiert, inwieweit WiF.swiss diesen Ansprüchen gerecht werden kann – theoretisch wie auch konkret am Beispiel der gelingenden Zusammenarbeit von Fachpersonen.

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Under the conditions of acceleration, requirements for science to generate innovations in and with the practice of social work becomes (even) stronger. The pro- ject «Wissenslandschaft Fremdplatzierung» (WiF.swiss) aims to meet these challenges in child and youth care by putting both professional demands and young people’s needs in the centre of quality discussion. For this purpose, the dialogue between science and practice shall become more innovative, interactive and thus more permeable. This article discusses the extent to which WiF.swiss can meet these demands – both theoretically and concretely, using the example of successful cooperation between professionals.

Author(s): Stefan Eberitzsch, Samuel Keller

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